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TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des GeldesBeispiel

TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des Geldes

Tag 5 von 5

Tag 5: Internationale Armenfürsorge – braucht es das? (2. Mose 22,20; 3. Mose 19,33-34; 5. Mose 10,17-19)

Seien wir doch ehrlich: Am liebsten helfen wir denjenigen, zu denen wir irgendeinen emotionalen Bezug haben. Sind Freunde oder Familie in Not, sind viele von uns bereit, ihnen mit erheblichem Aufwand aus der Patsche zu helfen. Dabei trägt uns die starke Intuition, dass das einfach das Richtige ist. Dieser Eindruck beschränkt sich aber nicht auf persönliche Bekannte. Sehen wir jemand Fremden in Not, haben wir zumindest das Gefühl, dass wir helfen sollten – auch, wenn wir uns dann doch nicht trauen. Grundsätzlich gilt: Wenn wir ohne großen Aufwand helfen können, sollten wir es auch tun. Aber wie ist das mit den Menschen anderswo auf der Welt, deren Not wir nicht sehen und die wir nicht persönlich kennen? Gibt es da auch eine Hilfspflicht? Ist es z.B. von uns gefordert, an internationale Hilfsorganisationen zu spenden?

Der Philosoph Peter Singer sagt „Ja“. Sein Argument fürs Spenden geht so: Wenn wir 1. glauben, dass wir eine Verpflichtung haben, Menschen in Not zu helfen, und 2., dass diese Verpflichtung umso stärker ist, je weniger uns der Einsatz kostet, dann folgt daraus 3., dass wir eigentlich alles, was wir nicht selber zum Überleben brauchen, an Menschen in Not spenden müssen. Kleiner Alltagsluxus wie regelmäßige Restaurantbesuche, Goldschmuck, Fast Fashion oder Wochenendurlaube ist damit als unmoralisch gebrandmarkt, denn: All diese Dinge sind ja wohl nicht mehr wert als das Leben eines Kindes im Hungergebiet oder Wasserversorgung für Dürreregionen. So radikal hören sich eigentlich nur noch ein paar Aussprüche Jesu an, etwa in seinem Nachfolgeruf an den reichen Jüngling (Mt 19,21): „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“ Was heißt das jetzt für uns? Singers Logik hat schon etwas Zwingendes, und auch Jesus nimmt kein Blatt vor den Mund. Doch halt, einen Schritt langsamer. Jesus stand als Jude voll auf dem Boden der Torah. Was finden wir dort?

Erstens: Für die meisten Menschen im Alten Israel war der Horizont auf ihre Heimatregion beschränkt. Das heißt nicht, dass die Leute ignorant waren. Es gab aber keinen ständigen Informationsaustausch und keine schnellen Reisemöglichkeiten, durch die sich ein Bewusstsein für Weltarmut bilden könnte. Direkt am Heimatort, klar, da verlangt die Torah gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Aber internationale Armenfürsorge ist kein Thema im alttestamentlichen Gesetz. Das war einfach eine andere Zeit. Sind wir damit aus dem Schneider?

Nein, das wäre ein Fehlschluss. Denn wir sehen im Alten Testament viele Schnittflächen zwischen Israel und anderen Völkern. Israel lag und liegt in einem Knotenpunkt der Welten. Da gab es die Ägypter, die Kanaaniter, Moab, Ammoniter, Aramäer und natürlich die großen Weltreiche Babylon oder Assyrien. Oft waren sie mit Israel in militärische Auseinandersetzungen oder Allianzen verwickelt. Im Gebiet Israels wohnten zweifelsohne Ausländer. Weil sie fernab ihrer Heimat lebten, ohne ihre Großfamilie und ohne eigenen Landbesitz, gehören sie in der Torah zu einer verletzlichen und besonders schützenswerten Gruppe. Allzu leicht konnten sie Ziel von wirtschaftlicher Ausbeutung oder gehässigen Übergriffen werden. Dagegen verwehrt sich Gott. Und nicht nur das: Ihnen soll die gleiche Fürsorge gelten wie bedürftigen Israeliten. Was auf den Feldern für die Armen stehengelassen wurde, war auch für sie gedacht. In 3. Mose 19,34 heißt es sogar: Der Fremdling „soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“

In dem Umgang der Torah mit den Fremden im Land kann man die Querverbindung zu unserer globalisierten Gegenwartswelt sehen. Dort, wo das Volk Gottes anderen Menschen begegnete, waren sie herausgefordert, sie zu lieben wie sich selbst. Immer gemessen an ihren Möglichkeiten. Internationale Armenfürsorge liegt heute im Rahmen des Machbaren. Als Freunde Gottes fordert uns das heraus: Wie kann ich meinen Teil dazu beitragen?

Tikkun Olam, die Heilung einer zerbrochenen Welt. Unter diesem Stichwort haben wir einen Teil der Bibel in den Blick genommen, der oft übersehen wird, nämlich Gottes Richtlinien für gutes und nachhaltiges Wirtschaften in der Torah, den fünf Büchern Mose. Erstaunlich, wie viel sich dazu in der Bibel findet! Darin liegt aber auch eine Herausforderung an die Kirche: Was tun wir im Anblick von wirtschaftlichem Leiden weltweit, im Anblick extremer Armut? Als Compassion Deutschland sehen wir uns als Teil der Antwort der weltweiten Gemeinde auf die Leiden der Welt, die sich in wirtschaftlicher Not besonders eindrücklich zeigen. Willst du auch ein Teil davon werden? Dann schau doch mal auf www.compassion.de vorbei und lerne uns kennen!

Tag 4

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TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des Geldes

Geld, Wirtschaft, Finanzen. Hat die Bibel dazu überhaupt eine Meinung? Aber sicher! In der Torah (1.-5. Mose) finden sich viele Prinzipien für wirtschaftliche Gerechtigkeit. In der jüdischen Reflexion über diese Texte si...

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Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://compassion.de

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