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TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des GeldesBeispiel

TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des Geldes

Tag 4 von 5

Tag 4: Will Gott Schulden? (3. Mose 25,1-24; 5. Mose 15,1-3 + 12-15)

Ohne Verschuldung gibt es kein Wirtschaftswachstum. Geld ist ja nicht automatisch dort, wo es gebraucht wird. Die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen hängt also davon ab, dass sie Schulden aufnehmen können. Für Banken und Investoren lohnt sich das dank Zinsen und Renditen. Im Idealfall ist das eine Win-Win-Situation, in der alle Beteiligten profitieren. Das gilt auch für Privathaushalte. Viele Leute nehmen irgendwann einen Kredit auf, um sich größere Anschaffungen zu finanzieren: ein neues Zuhause, Studienkosten oder ein Auto. Auch die Torah sieht es nicht negativ, wenn man sich bei finanziellen Engpässen Geld ausleiht.

Ist das ein Plädoyer dafür, dass Schulden eigentlich etwas Gutes sind? Naja, zumindest soll es zeigen: Schulden sind normal und können sogar dem Leben dienen. Gleichzeitig braucht man sie nicht zu romantisieren. Die Antwort auf „Will Gott Schulden?“ muss differenziert ausfallen. Denn Schulden haben Schattenseiten. Das wissen wir, und das weiß die Bibel.

Die erste Schattenseite ist der Verlust von Freiheit: Schulden müssen zurückgezahlt werden. Heißt aber: Man kann nicht mehr frei über sein hart erarbeitetes Einkommen entscheiden, denn es gehört zum Teil den Gläubigern. Schlimmstenfalls führt das in die Schuldenfalle. Die tritt ein, wenn man so viel zurückzahlen muss, dass das Alltagsleben nur noch mit neuen Schulden zu finanzieren ist. Die Schuldenfalle ist wie ein Strudel, der Menschen gefangen nimmt. Das kann Menschen in versteckte Armut führen, wo selbst bei genug Einkommen zu wenig übrigbleibt, um ein gutes Leben zu führen.

Die zweite Schattenseite ist Abhängigkeit und Verletzlichkeit. Verliert man seine Zahlkraft, drohen ernsthafte persönliche Verluste. Hat man z.B. den Hausbau mit einem Kredit finanziert, braucht es nur unerwartete Arbeitslosigkeit, und das Haus gehört der Bank. Die Torah kennt Landverkauf und Schuldknechtschaft: zwei typische Wege im Alten Orient, um Schulden zu begleichen. Damals wie heute war man dann mit einem Schlag auf das Wohlwollen von Gläubigern angewiesen. Die Kehrseite davon ist, dass Geldverleiher dadurch in der Gesellschaft eine große Machtposition einnehmen können und konnten.

Diese Schattenseiten machen deutlich: Schulden können schnell lebensfeindlich werden. Wie beugt die Torah dem vor? Heute lesen wir vom Sabbat- und Jubeljahr. Sabbatjahr war jedes siebte Jahr: Alle Schulden wurden erlassen und Schuldknechtschaften beendet! Noch radikaler war das Jubeljahr nach 50 Jahren. War Land notgedrungen verkauft worden, wurde es den ursprünglichen Besitzern zurückgegeben. Diese Erlassjahre erinnern an die Schöpfungsgeschichte: Die Krönung der Schöpfung ist dort die Sabbatruhe. In der antiken Welt begründeten Schöpfungsgeschichten gesellschaftliche Strukturen im Willen Gottes. Sabbat heißt: Gott will, dass eine Gesellschaft zur Ruhe kommen kann. Abhängigkeit, Stress und ständige Angst um den Lebensunterhalt widersprechen dem. Was Gott für das Volk Israel wollte, war eine Art zyklische Wirtschaft. Genug Freiraum, um Schulden machen zu können. Aber gleichzeitig aber auch die Chance auf Neustart. Eine Absicherung gegen die toxische Schuldenfalle und eine Abwärtsspirale aus Armut und Besitzlosigkeit über Generationen. Und eine Gesellschaftsvision, in der sich Ressourcen und Macht nicht in den Händen ein paar Weniger konzentrieren. Wirtschaftlicher Neuanfang und Ausgleich waren Teil von Tikkun Olam, der Heilung der Welt.

Christinnen und Christen brauchen keine Prinzipienreiter sein, die Schulden grundsätzlich ablehnen und Gläubiger oder Kapital verteufeln. Aber: Der Kirche muss es am Herz liegen, dass Verschuldung ohne Aussicht auf einen Neustart eine Sache der Vergangenheit wird. Andauernde wirtschaftliche Abhängigkeit verstößt gegen etwas, das Gott am Herzen liegt: der tiefe Friede, den er den Menschen und seiner ganzen Schöpfung mit dem Sabbat gegen wollte.

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TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des Geldes

Geld, Wirtschaft, Finanzen. Hat die Bibel dazu überhaupt eine Meinung? Aber sicher! In der Torah (1.-5. Mose) finden sich viele Prinzipien für wirtschaftliche Gerechtigkeit. In der jüdischen Reflexion über diese Texte si...

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