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TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des GeldesBeispiel

TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des Geldes

Tag 2 von 5

Tag 2: Bibel für Mindestlohn? (3. Mose 19,13; 5. Mose 24,15; Jeremia 22;13; Sprüche 14,31; Jakobus 5,4)

Sowohl Torah als auch Texte des Neuen Testaments lassen keinen Zweifel daran: Menschen, die für andere arbeiten, sollen dafür fair entlohnt werden. Klar, jetzt kommt natürlich die Rückfrage: Was heißt das jetzt konkret? Für so manche heißt fair: die Bedingungen, auf die sich zwei Personen – oder eine Person und eine Firma – in einem Vertrag einigen. Sobald Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin dem Vertrag zugestimmt hat, ist das per Definition fair: Man hat sich ja drauf geeinigt. Das erscheint reichlich naiv. Jemand, der in extremer Armut lebt und kaum seine Grundbedürfnisse stillen kann, wird jedem Vertrag zustimmen, wenn Hunger oder Verzweiflung groß genug sind – auch wenn die Entlohnung lächerlich gering ist. Notorisch sind die „Sweatshops“, große Fabriken, in denen (oft westliche) Firmen ihre Waren herstellen lassen. T-Shirts, Smartphones, Rucksäcke oder Schuhe: Vieles von dem, was wir uns kaufen, geht durch die Hände von Menschen, die dafür das absolute Minimum verdienen. Manche von ihnen sind sogar Kinder. Großen Verhandlungsspielraum haben die nicht. Das zeigte sich auf verheerende Weise 2013, als die Kleidungsfabrik „Rana Plaza“ in Bangladesch in sich zusammenstürzte. Obwohl die Mauer tiefe Risse zeigte und das Gebäude offensichtlich marode war, konnten die Betreiber genug Druck auf die Mitarbeiterinnen ausüben, trotzdem zur Arbeit anzutanzen. Beim Einsturz kamen 1.135 Personen ums Leben, 2.500 wurden verletzt.

Die Torah (und auch der Rest der biblischen Texte) macht keine eindeutigen Angaben dazu, was fair genau bedeutet. Die Bibel ist kein Wirtschaftslehrbuch. Doch eines machen die Verse von heute glasklar: Armut und wirtschaftliche Not machen Arbeiter verletzlich für Ausbeutung durch die Wohlhabenderen. Es sind nicht die Armen, die mit ihrer Zustimmung festlegen, ob ein Lohn fair ist oder nicht. Die Verantwortung zur fairen Entlohnung liegt mindestens zum gleichen Maß bei Arbeitgebern. Der prophetische Text aus Jeremiah 22,13 macht deutlich: Reichtum, der auf Ausbeutung beruht, ist vor Gott Unrecht.

Im antiken Israel waren es keine Fabrikarbeiterinnen, für die Ausbeutung eine reale Bedrohung war. Es waren die Tagelöhner: Menschen, die auf den Feldern und Weiden von wohlhabenderen Bauern als Erntehelfer oder Hirten arbeiteten. Sie sollen direkt am Ende ihrer Arbeit entlohnt werden, sagt die Torah. Aufgrund ihrer Armut waren sie ansonsten abhängig vom Wohlwollen ihrer „Arbeitgeber“. Interessanterweise schließt sich hier der Kreis zu heute. In Deutschland gibt es vielleicht keine „Sweatshops“, aber Tagelöhner: Saisonarbeiter und -Arbeiterinnen, die oft in osteuropäischen Ländern angeworben werden, um auf deutschen Bauernhöfen oder in Schlachtereien für einen mickrigen Lohn harte Akkordarbeit zu leisten. Während Corona waren sie in den Schlagzeilen, weil sie in katastrophalen Umständen untergebracht wurden.

Können wir heute annehmen, dass Gott wirtschaftliche Ausbeutung egal ist, nur weil Christen statt Gesetz das Evangelium haben? Wohl kaum. Rückfragen nach fairer Bezahlung und einem menschenwürdigen Mindestlohn können wir nicht als politisch oder wirtschaftlich abtun, denn Gott steht nicht neutral dazu. Gottes Ziel ist Tikkun Olam, die Heilung einer zerbrochenen Welt. In dieser heilen Welt sollen Menschen von ihrer Arbeit leben können.

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TIKKUN OLAM: Alles eine Frage des Geldes

Geld, Wirtschaft, Finanzen. Hat die Bibel dazu überhaupt eine Meinung? Aber sicher! In der Torah (1.-5. Mose) finden sich viele Prinzipien für wirtschaftliche Gerechtigkeit. In der jüdischen Reflexion über diese Texte si...

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